Das Rotkehlchen ist der Vogel des Jahres 2025

Der Vogel des Jahres ist einer, den fast jedes Kind kennt: Das Rotkehlchen oder «Rotbrüstli», wie es bei uns gerne genannt wird, besiedelt mit seinen Unterarten fast ganz Europa sowie Teile Nordafrikas und Vorderasiens. Erfreulicherweise ist die Art bei uns nicht gefährdet. Im Gegenteil: In den vergangenen 20 Jahren konnte es seinen Bestand in der Schweiz sogar vergrössern und gehört zu unseren häufigsten Brutvögeln.

Sein Nest versteckt der kleine Vogel meist am Boden, jedoch auch in Astlöchern und an anderen geeigneten Stellen. Das Weibchen legt normalerweise fünf bis sieben Eier. Die Jungvögel müssen bereits nach etwa einem Monat selbständig zurechtkommen! Interessanterweise betteln junge Rotkehlchen auch andere Vogelarten um Futter an und adulte Rotkehlchen füttern gelegentlich wiederum Jungtiere anderer Singvögel.

Die orangerote Unterseite ist typisch für das Rotkehlchen – Michael Gerber / Birds-online.ch

Der Naturgarten als Schlaraffenland

Einheimische Bäume und dichte Sträucher schätzt das Rotkehlchen sehr, solange der Boden nicht zu stark überwachsen ist. In diesem Lebensraum findet es ganzjährig Nahrung: Im Frühling und Sommer ernährt es sich von Insekten, Raupen, aber auch Spinnen und anderen Kleintieren. Im Herbst stellt es vor allem auf Beeren von Pfaffenhütchen (regional auch «Rotkehlchenbrot» genannt), Liguster und Schneeball um, während es sich im Winter auch mit faulem Obst und Sämereien durchschlägt oder Futterhäuschen besucht. In einem Naturgarten stehen die Chancen also gut, von einem Rotkehlchen Besuch zu erhalten. Not macht übrigens erfinderisch: Bei schlechtem Nahrungsangebot wurde sogar schon beobachtet, wie Rotkehlchen kleine Fische fingen!

Pfaffenhütchen (Rafz) - D. Schweizer
Das Pfaffenhütchen wird regional auch «Rotkehlchenbrot» genannt – D. Schweizer

Von wegen niedlich

Während das Rotkehlchen dem Menschen gegenüber sehr zutraulich sein kann (vor allem, wenn Futter in Aussicht ist), verhält es sich seinen Artgenossen gegenüber oft äusserst hitzköpfig und verteidigt sein Territorium vehement. Sogar das eigene Spiegelbild kann es anhaltend bekämpfen. Übrigens dient auch der wehmütige Gesang, der oft in der Dämmerung hörbar ist und von Männchen und Weibchen gleichermassen vorgetragen wird, der Abgrenzung des Reviers.

Winterferien im Süden

Im Garten oder beim Waldspaziergang ist das Rotkehlchen ganzjährig ein vertrautes Bild. Dies verleitet vielleicht zur Annahme, dass der Vogel über das Jahr hinweg seinen Standort beibehält. Das Gegenteil ist jedoch meist der Fall: Während es viele «Schweizer» Rotkehlchen an die Atlantikküste und in den westlichen Mittelmeerraum zieht (vor allem nach Spanien und Frankreich), stammen die im Winter bei uns anwesenden Tiere hauptsächlich aus Nord- und Osteuropa.

Superkräfte

Das Rotkehlchen ist ein Nachtzieher, muss seinen langen Weg ins Winterquartier also ohne Tageslicht finden. Dazu kommuniziert es während des Flugs mit Artgenossen und orientiert sich an den Sternen. Aber der kleine Vogel hat noch ein Ass im Flügel: Wie andere Zugvögel auch, kann es das Erdmagnetfeld wahrnehmen. Die Fähigkeit ist gemeinhin auch bekannt als «Magnetsinn». Um diesen Effekt zu erforschen, diente das Rotkehlchen in der Vergangenheit auch als Forschungsobjekt: Man konnte dabei zeigen, dass mit einem Magneten der Orientierungssinn des Rotkehlchens beeinflusst werden kann.

Text: D. Schweizer

Quellen:                                                                                         

Maumary, L., L. Vallotton & P. Knaus (2007): Die Vögel der Schweiz. Schweizerische Vogelwarte, Sempach, und Nos Oiseaux, Montmollin

 Schweizerische Vogelwarte Sempach (2025): Rotkehlchen. URL: https://www.vogelwarte.ch/de/voegel-der-schweiz/rotkehlchen/  [Stand: 21.02.2025]

Bezzel, Einhard (2019): Das BLV Handbuch Vögel. BLV Buchverlag, München