Eulen im Rafzerfeld
Als wir 2019 im Sonnenberg Rafz Turmfalken beringten, erzählten uns Anwohner, dass in den letzten Tagen abends ein Gefiepe und Geschrei hinter dem Haus Richtung Schürlibuck hörbar sei. Gemäss ihren Nachforschungen seien es wahrscheinlich ausfliegende Waldohreulen.
Erfreut über den Hinweis, machte ich mich am nächsten Abend auf den Weg, um die Waldohreulen mit eigenen Augen zu sehen. Tatsächlich machten die Jungen schon Flugübungen zwischen dem Schürlibuck und einzelnen Bäumen. Da sie sehr standorttreu sind, habe ich mir gedacht, ich werde dieses Jahr beim Schürlibuck einen Kontrollrundgang machen.
Anfangs Juli 2020 war es dann soweit; am Abend bei einer Kontrollrundfahrt mit dem Velo, fiepte es wieder. In einem Föhrenwäldchen, etwas nördlich des Schürlibucks hörte ich drei rufende Junge. Sie flatterten bzw. flogen noch sehr unbeholfen entlang dem Waldrand hin und her. Der Altvogel warnte nervös und beobachtete mich genau von einem exponierten Ast aus.
Waldohreule
Die Waldohreule lebt in abwechslungsreichen Landschaften. Wiesen, Weiden und Ackerland dienen ihr als Jagdgebiete, während Nadelwälder, Feldgehölze, Waldränder und Baumgruppen als Neststandort und Schlafplatz benützt werden. Sie brütet in Nestern von anderen Vogelarten. Es werden verlassene Horste von Krähen, Elstern, Eichelhähern und Kolkraben oder auch geflochtene Kunsthorste genutzt. Bei der Jagd durchstreift sie ihr Revier in gaukelndem Jagdflug oder durch Ansitzjagd von Pfosten und freistehenden Ästen. Das Nahrungsspektrum ist weniger abwechslungsreich, als wie bei anderen Eulenarten. Es umfasst vorwiegend Feld-, Erd- und Waldmaus. Die Waldohreule ist ganz unauffällig und nur schwer zu entdecken. Ihr Bestand ist stabil. Sie ist eine von vier Eulenarten, die im Rafzerfeld regelmässig vertreten ist. Schweiz: 2000- 3000 Brutpaare
Schleiereule
Sie brütet in Gebäuden, auf Dachbalken oder in Nistkästen. Zur Nahrungssuche sucht sie das Kulturland und die Umgebung von Bauernhöfen im niedrigen Suchflug oder von einer Sitzwarte aus, nach Beute ab. Das Beutespektrum umfasst vorwiegend Kleinsäuger wie Wühl-, Feld- und Schermäuse. Die Schleiereulenbestände schwanken sehr, da sie nur sehr wenig Fettpolster für schlechte Zeiten anlegen können. Daher brauchen sie ein konstantes Futterangebot. In strengen Wintern können ganze Populationen zusammenbrechen. In den letzten Jahren ist der Schleiereulenbestand im Rafzerfeld stark eingebrochen. Ein Tiefpunkt wurde 2019 erreicht, als wir noch eine Brut mit 8 Jungen hatten. 2020 waren es immerhin schon wieder 3 Bruten mit insgesamt 14 Jungvögeln. Schweiz: 200 – 1000 Brutpaare
Waldkauz
Er brütet vorwiegend in Laub- und Mischwäldern, Baum- oder Spechthöhlen und Nistkästen. Bei der Jagd sucht er das Unterholz, die Waldränder und die Lichtungen in seinem Revier ab. Typisch ist die Ansitzjagd mit einem kurzen Angriffsflug, wobei er oft zur Warte zurückkehrt. Seine Nahrung umfasst, wie die der Schleiereule, vorwiegend diverse Mäusearten. Oft sind im Spätwinter abends, die schaurig heulenden Balzrufe des Männchens zu hören. Der Waldkauz ist recht gut im Rafzerfeld vertreten, seine Brutbestände sind stabil. Schweiz: 6000 – 8000 Brutpaare
Uhu
Seine Lebensräume sind in offenen, höchstens schwach geneigten Landschaften mit Felswänden, Geröllhängen oder Steinbrüche zu finden. Dort brütet er auf oder in den Felswänden mit freiem Überblick. In den Niederungen brütet er oft in der Nähe von Feuchtgebieten. In seiner Nahrung finden sich Säugetieren, von Spitzmäusen bis zum jungen Rotfuchs und Feldhasen, sowie Vögel von kleinen Singvögeln bis zum Graureiher. Er schlägt seine Beute vorwiegend am Boden, nachdem er sie in niedrigem oder wipfelnahem Flug überrascht hat. Der Aktionsradius eines Brutpaares ist 2-3 Kilometer gross. In der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts verursachten Verfolgung, Unfälle mit Leitungen und Biozideinsatz erhebliche Verluste. Deswegen erloschen die Brutvorkommen im Mittelland. Dank Wiedereinbürgerung und Jagdverbot erholten sich die Bestände in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In unserer Region gibt es heute einige Reviere, entlang des Rheins, der Töss und im Klettgau. Schweiz: 200- 230 Brutpaare
Fabian Rüeger